Stiftung Attl beendet Jubiläumsjahr zum 150-jährigen Bestehen

(20.02.2024)

Der Orden der Barmherzigen Brüder kaufte im Jahr 1873 das ehemalige Benediktinerkloster Attl bei Wasserburg am Inn. Hier wurde ein weiterer Grundstein für die Arbeit mit Menschen mit Behinderung gelegt. Die heutige unabhängige Stiftung Attl beendete ihr Jubiläumsjahr am 17. Februar 2024. Auch Pater Provinzial nahm an der Abschlussfeier teil.

Die Geschichten hinter der Geschichte

Das Datum für den Abschluss der 150-Jahr-Feier, den 17. Februar, hatte die Stiftung Attl ganz bewusst gewählt. An diesem Tag vor genau vor 150 Jahren war die „Anstalt für männliche Unheilbare“ – wie sie damals benannt wurde – notariell beurkundet und in die Verwaltung und den Betrieb durch den Orden der Barmherzigen Brüder übergeben worden.

Stiftungsvorstand Jonas Glonnegger würdigte in seiner Ansprache das Verdienst und die Leistung der Barmherzigen Brüder, die knapp 100 Jahre für den Betrieb der Einrichtung zuständig gewesen waren. Der aus dem Dachauer Raum stammende Historiker Reinhard Kreitmair gab anschließend in einem Werkstattbericht Einblicke in seine Arbeit an einer umfassenden Chronik über die Einrichtung, die noch in diesem Jahr erscheinen wird.

Mit einer Andacht in der Klosterkapelle - einem Anbau aus dem frühen 20. Jahrhundert durch den damaligen Prior Makarius Wiedemann -  begann der Abschluss der Feierlichkeiten, die mit der Veranstaltung „Attl leuchtet“ im Januar vergangenen Jahres ihren Anfang genommen hatten. Die Heilung des bilden Bartimäus durch Jesus war zentraler Bestandteil der Feierstunde, die von Pastoralreferentin Ann-Kathrin Lenz-Honervogt und dem evangelischen Seelsorger Pfarrer Holger Möller gestaltet wurde.

Vorstand Glonnegger begrüßte in seiner Festrede allen voran den Provinzial der Barherzigen Brüder, Frater Rudolf Knopp. „Auch, wenn es nicht mehr eindeutig festzumachen ist, von wem die Initiative zur Anstaltsgründung ausging: Ohne den Willen der Barmherzigen Brüder würde es die Stiftung Attl nicht geben“, würdigte Glonnegger diese Leistung. Dafür sei man dem Orden noch bis in die heutige Zeit dankbar verbunden.

Die Aufgabe der Fürsorge für Menschen mit Beeinträchtigungen spiegelt vor allem auch immer die jeweilige Zeit wider. Spannend, so Glonnegger, sei vor allem auch die Frage, welchen Einfluss beispielsweise die beiden Kriege auf Haltung und Fachlichkeit in der Pflege und Fürsorge genommen hätten. „Doch auch heute handeln wir immer noch im gleichen Auftrag“, betont der Stiftungsvorstand. Es gehe darum, nach bestem Wissen und Gewissen diesen ganz besonderen Menschen Lebensräume anzubieten und sie in ihrem Leben nach ihren Bedürfnissen zu begleiten."

Im ehemaligen Brauhaus der Stiftung präsentierte anschließend Historiker Reinhard Kreitmair Einblicke in seine Arbeit an dem Buch über die Geschichte der Stiftung Attl. Seit rund eineinhalb Jahren forscht Kreitmair im Auftrag der Einrichtung und recherchierte dafür im Archiv der Barmherzigen Brüder und im Bayerischen Staatsarchiv. Ihn interessieren vor allem die Geschichten hinter der Geschichte, nicht nur die reinen Zahlen. Hierzu zeigte er in seinem einstündigen Vortrag unter anderem auch zwölf Ansichtskarten aus den Jahren 1899 bis 1942 mit Bildern der Einrichtung und ihrer unmittelbaren Umgebung. Kreitmair setze dabei persönlichen Geschichten in den entsprechenden historischen Kontext und das jeweilige Bild der Einrichtung und den dort lebenden Menschen – beginnend im ausgehenden 19. Jahrhundert bis hin in die Zeit des zweiten Weltkriegs, als die Betreuten der Einrichtung deportiert und ermordet wurden und die Gebäude anderen Zwecken dienten mussten.

Provinzial Frater Rudolf Knopp zeigte sich beeindruckt von den Feierlichkeiten: "Ich habe mit großem Interesse teilgenommen. Den Vortrag von Herrn Kreitmeier fand ich spannend und sehr aufschlussreich. Er eröffnete auch mir einige Aspekte der Geschichte, die mir neu waren. Bin schon sehr gespannt auf die Buchveröffentlichung."

Text: Stiftung Attl/kio 
Fotos: Michael Wagner