Brüderversammlung in Wien

(23.09.2022)

Auftakt-Versammlung zur geplanten Vereinigung der Österreichischen und Bayerischen Ordensprovinz

Vorbereitet durch mehrere Sitzungen der Definitorien fand vom 11. bis 13. September in Wien das erste gemeinsame Treffen zum Vereinigungsprozess der beiden mitteleuropäischen Provinzen statt.

 

„Vertrauen in Gottes Pläne“

Auftakt-Versammlung zur geplanten Vereinigung der Österreichischen und Bayerischen Ordensprovinz

Zur geistlichen Einstimmung beteten und sangen die über 30 Barmherzigen Brüder am Sonntagabend in der Wiener Klosterkirche die Vesper und hielten eine Anbetung. Die morgendliche heilige Messe bot den spirituellen Auftakt. Der Jesuit Pater Alois Riedlsperger, der den Prozess mit seiner Erfahrung als langjähriger Leiter der Katholischen Sozialakademie Österreichs begleitet, legte in seiner Predigt das Evangelium von der Verkündigung des Herrn (Lk 1, 26-38) sehr passend aus. Wie Maria fragten sich die Teilnehmer des Treffens: Wie soll das geschehen, wenn etwas Neues verkündigt wird, wie soll der Prozess laufen? Um diesen zu bewältigen brauche es wie bei Maria Vertrauen in Gottes Pläne, um schließlich „Ja“ zu sagen.

Die Tagung solle etwas mehr Klarheit bringen, auch wenn nicht alle Fragen beantwortet werden könnten, wünschte sich Provinzial Pater Saji Mullankuzhy (Österreich) in seiner Begrüßung. Und der bayerische Provinzial Frater Rudolf Knopp lenkte den Blick schon auf die beiden Vorträge, aus denen die Brüder von erfolgreichen Vereinigungen lernen könnten; wichtig seien auch die Gespräche bei Tisch und in den Pausen.

Auch Pater Riedlsperger ermunterte dazu Fragen zu stellen, um gute Lösungen zu finden. Zunächst erarbeiteten die Teilnehmer Fragen zum Fusionsprozess einzeln, später im Plenum. Es ging dabei um Themen wie Name und Sitz einer künftigen Provinz, den Mehrwert einer Vereinigung, die Gestaltung der Ordensausbildung sowie um rechtliche und strukturelle Fragen.

Beispiele gelungener Provinzvereinigungen

Schwester Petra Car, Provinzoberin der mitteuropäischen Kreuzschwestern, berichtete von der Zusammenführung von sieben Provinzen – vier österreichische sowie die bayerischen, slowenischen und ungarischen Ordensteile – zu einer einzigen. Die damals über 900 Kreuzschwestern vereinigten sich 2007 zur Provinz Europa Mitte mit Sitz im oberösterreichischen Wels. Fehlende Eintritte, wenige Schwestern, die für Leitungsaufgaben in Fragen kamen, die finanzielle Situation sowie anstehende Großinvestitionen machten die Zusammenlegung notwendig.

Schwester Petra berichtete von großen Bedenken ihrer Mitschwestern, aber auch von Chancen, die erkannt wurden. Detailliert schilderte sie den dreijährigen Vereinigungsprozess mit Treffen der Arbeitsgruppen, Fragen nach der künftigen Ausrichtung des Apostolats, nach der Ausgestaltung des Ordenslebens und rechtlichen Fragen. Herausforderungen wie die Angst vor Veränderungen oder kulturelle und spirituelle Unterschiede ließen sich auffangen, gleichzeitig wurden positive Erfahrungen gemacht: Vielfalt, Stärkung des Selbstbewusstseins.

17 Arbeitsgruppen in Spanien

Ein weiteres Beispiel stellten der Provinzial der Spanischen Ordensprovinz der Barmherzigen Brüder, Pater Amador Fernández sowie Frater Juan José Avila vor. Letzterer war für den Vereinigungsprozess verantwortlich. Nach einer Umfrage unter den Brüdern, in denen ebenfalls Chancen und Bedenken zur Sprache kamen, begann der Vereinigungsprozess 2018 mit den Kapiteln der drei Provinzen Aragon, Andalusien und Kastilien an einem gemeinsamen Ort.

Insgesamt beschäftigten sich 17 Arbeitsgruppen aus Brüdern und Mitarbeitenden mit der Ausgestaltung der künftigen Provinz. Die Themen reichten von Finanzen über Ethik/Bioethik bis hin zum Leben der Brüder. Es galt 80 Einrichtungen und etwa 200 Brüder mit unterschiedlichen Prägungen unter einen Hut zu bringen. Am 16. März 2021 wurde die Gründung der Spanische Ordensprovinz in der Johannes-von-Gott-Basilika in Granada gefeiert, am 1. Januar 2022 wurde sie kirchenrechtlich errichtet. Das erste gemeinsame Provinzkapitel feierten die Brüder im Mai dieses Jahres.

Erste Antworten

Inspiriert durch die beiden Präsentationen gingen die teilnehmenden Brüder daran, mögliche Antworten auf die Fragen zur Zukunft einer vereinigten Provinz in Mitteleuropa zu formulieren. Die Antworten waren vielfältig, liefen jedoch mit unterschiedlicher Akzentuierung in eine Richtung. Die verschiedenen Alternativen müssen nun in Arbeitsgruppen, die noch benannt werden, reflektiert und Begründungen abgewogen werden. In den Arbeitsgruppen sollen – wie in Spanien – Mitarbeitende als Experten einbezogen werden. Ein bis zweimal im Jahr wird es ein gemeinsames Brüdertreffen zur Provinzvereinigung geben, das nächste Mal im Juli 2023.

Frater Magnus Morhardt