Jahreskonferenz der Arbeitsgemeinschaft für Berufungspastoral der Orden

(26.02.2024)

Wenn ein Mensch sich für ein Ordensleben entscheidet, bedarf es der Begleitung durch andere Ordensleute, die in der Berufungspastoral tätig sind. Im Orden der Barmherzigen Brüder ist dies Frater Richard Binder. Er nahm an der Jahreskonferenz der AGBO teil.

Die Bedeutung der "Affektivität" * für die Berufungspastoral

35 Ordensleute aus 27 Gemeinschaften bei der Jahreskonferenz der Arbeitsgemeinschaft für Berufungspastoral - AGBO wählt neuen Vorstand

"Affektive Reife" als Studienthema

Zum Beginn der Fastenzeit versammelten sich 35 Beauftragte für Berufungspastoral aus 27 Ordensgemeinschaften vom 7. bis 9. Februar zur Jahreskonferenz ihrer Arbeitsgemeinschaft (AGBO) im Bonifatiuskloster Hünfeld. Den Studienteil der Konferenz leitete Prof. Dr. Klaus Baumann aus Freiburg. Dabei ging es um die Bedeutung der Affektivität für die Berufungspastoral:  Welche Bedeutung hat die affektive Reife als eine Voraussetzung für ein Leben nach den evangelischen Räten? Was sind besondere Chancen und Schwierigkeiten der jungen Menschen heute für die affektive Reifung und das Ordensleben? Welche Bedeutung hat das für die Berufungspastoral?  Was sollte die Berufungspastoral bei der affektiven Reife besonders beachten? Wie kann man die affektive Reifung in der Kennenlernphase prüfen und fördern? Was ist für die Begleitung der Berufungsprozesse wichtig? Was sind rote Linien für die Aufnahme? Wann darf man begründet auf eine weitere Reifung während der Ordensausbildung hoffen? Welche Erfahrungen und Empfehlungen gibt es für die Berufungspastoral in der Begleitung von queeren Personen oder Transgender?

Für den Orden der Barmherzigen Brüder nahm Frater Richard Binder an der Konferenz teil. Hier sein Fazit: 

"Die affektive Reife eines Menschen ist eine wesentliche Voraussetzung, dass ein Ordensleben gelingen kann.

Bereits bei der Auswahl möglicher Ordensinteressenten und- kandidaten ist von Bedeutung, dass sie gefühlsmäßig reif und imstande sind, menschlich gesunde Beziehungen aufzubauen und zu pflegen. Das Maß, mit dem sie ihren Mitmenschen freundschaftlich begegnen und auf sie zugehen können, ist auch das Maß für eine echte und lebendige Gottesbeziehung. Eine gesunde menschliche Persönlichkeit muss so entwickelt sein, dass sie zunehmend aus Erfahrungen lernt und nicht in Wiederholungszwängen hängen bleibt. Eine reife Persönlichkeit zeichnet sich durch ihre stabilen seelisch-geistigen Eigenschaften aus, die ihr Denken, Fühlen und Handel prägen.

Die mit der Berufungspastoral beauftragten Brüder und Schwestern haben in ihren Gemeinschaften eine herausfordernde Rolle. Sie können in der heutigen Zeit nicht täglich mit neuen Erfolgsmeldungen aufwarten. Der Prozess der Begleitung und Betreuung zieht sich oft über Jahre. Die Schwierigkeiten in der Berufungspastoral ähneln sich in fast allen Gemeinschaften.

Die Persönlichkeit des Begleiters, sein Menschenbild und die Beziehung mit den Begleitenden spielen natürlich eine große Rolle. Der Begleiter muss sich auch selbst immer wieder kritisch mit seiner Rolle auseinandersetzen; Diese Selbstreflexion ist in diesem Begleitprozess sehr wichtig. Menschen kommen auf der Suche nach ihrer Berufung, nach dem Sinn ihres Lebens mit ihrer persönlichen Lebens- und Glaubensgeschichte. Begleiter werden heute immer wieder konfrontiert mit den unterschiedlichsten Gottes- und Menschenbildern. Dabei zu erkennen, was wirklich hilfreich für die Entfaltung der Berufung eines Einzelnen ist, dazu bedarf es viel Sensibilität, Fingerspitzengefühl und auch ein gerütteltes Maß an Menschenkenntnis und an eigener Lebenserfahrung.

Die Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für Berufungspastoral der Orden (AGBO) mit dem Thema „Die Bedeutung der Affektivität für die Berufungspastoral der Orden“ war sehr lehrreich für die Teilnehmenden."

Frater Richard Binder
4. Provinzrat, Magister der Postulanten und Verantwortlicher für die Berufungspastoral

AGBO-Vorstand neu gewählt

Außerdem wurde bei der Jahreskonferenz ein neuer Vorstand gewählt (auf dem rechten Foto von links nach rechts): Sr. Maria Wolfsberger (Missionarin Christi), Sr. Ulrike Holfeld (Clemensschwester) für das Amt der Kassenwartin, P. Johannes Kaufmann (Salesianer Don Boscos), Sr. Annika Wörle (Franziskanerin) als AGBO-Sekretärin, Sr. Dolores Pyka (Schwestern von der Heiligen Elisabeth) sowie Sr. Bernadeth Geiger (Don Bosco Schwestern). 

Text/Gruppenfoto neuer Vorstand: AGBO 

BEGRIFFSERKLÄRUNG:

Der Begriff der * Affektivität stammt ursprünglich aus der Psychiatrie und Psychologie und subsumiert die Gesamtheit des Gefühl- und Gemütslebens, die sich aus Stimmung, Emotion und Motivation zusammensetzt. 

*affektive/psychische Reife entspricht dem emotionalen Gleichgewicht; 

* Berufungspastoral: Ordensleute, die in der Berufungspastoral tätig sind, begleiten Menschen, die ihr Christsein zukünftig auf intensivere Weise leben wollen. Sie geben den Berufungs-Suchenden Orientierungs- und Entscheidungshilfen. Dieser Berufung nachzuspüren und die Menschen auf diesem Weg zu begleiten ist der Auftrag der Berufungspastoral. Der Begriff Pastoral kommt vom lateinischen Wort Pastor, der Hirte, und wird entweder mit Seelsorge gleichgesetzt oder steht für die mit Seelsorge beauftragten Einrichtungen.
 

Informationen zum Freiwilligen Ordensjahr:

https://www.barmherzige.de/.../freiwilliges-ordensjahr.html