130 Jahre Barmherzige Brüder in Bad Wörishofen
Die ersten Barmherzigen Brüder trafen am 1. Oktober 1892 im SEBASTIANEUM ein: Frater Bonifaz Reile, Frater Benno Perschlmeier und später noch Frater Max Schips. Pfarrer Sebastian Kneipp hatte sie geholt, weil sie seine Methode der Wasserkur erlernen und nach seinem Tode weiterführen sollten.
Kneipps Buch „Meine Wasserkur“ war der eigentliche Auftakt für den Kurbetrieb in Bad Wörishofen. Mit der Veröffentlichung dieses Buches im Herbst 1886 stieg die Zahl der Heilungssuchenden derart an, dass sich Pfarrer Kneipp dazu entschloss, ein eigenes Kurhaus zu errichten. Am 21. März 1891 weihte Kneipp sein Priesterkurhaus ein, obwohl es noch nicht völlig eingerichtet war. Am 7. Juli 1891 hielt er seine erste Sprechstunde im Haus und am 10. Juli fanden sich etwa 100 Kurgäste erstmals zum Mittagstisch ein. Das neue Kurhaus erhielt bald den Namen „Sebastianeum“.
ZUSAMMENARBEIT MIT DEN MALLERSDORFER SCHWESTERN UND DEN BARMHERZIGEN BRÜDERN
Zunächst übertrug Kneipp die Leitung des Hauses den Mallersdorfer Schwestern. Da aber ausschließlich Männer dort untergebracht wurden, trat Kneipp mit der Bitte an den Provinzial der Barmherzigen Brüder heran, die Betreuung des Kurhauses zu übernehmen. Am 1. Oktober 1892 bezogen dann die Barmherzigen Brüder ihre Wohnung im Sebasti]aneum, und einige Monate später übertrug Kneipp ihnen die Verwaltung des Kurhauses. Am 25. November 1893 übergab Pfarrer Sebastian Kneipp das Haus vertraglich dem Orden der Barmherzigen Brüder. Bald erwies sich das Sebastianeum als zu klein und Kneipp genehmigte die Erweiterung. Der Bau wurde am 10. Juni 1894 vollendet. Kneipp hielt weiterhin seine Sprechstunden im Sebastianeum. Doch leider ließen seine Kräfte nach und er musste sich Ende März 1897 zurückziehen. Nach einem längeren Krankenlager starb er am 17. Juni 1897. Auch nach Kneipps Tod wurde im Sebastianeum nach seiner Lehre weitergearbeitet – getreu seinem Willen: „Ich habe die Barmherzigen Brüder hierher berufen, damit diese meine Methode vollständig erlernen und nach meinem Tode weiterführen.“
Aus aller Herren Länder kamen Kurgäste nach Wörishofen und das Sebastianeum erfreute sich eines hohen Bekanntheitsgrades. Als 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, diente es bis zum Ende des Krieges als Lazarett, wodurch das Haus erhebliche Schäden erlitt.
GRÜNDUNG DER RAPHAELSCHWESTERN
Nach dem Zweiten Weltkrieg zeichnete sich bei den Barmherzigen Brüdern ein Rückgang der Ordenseintritte ab. Für die Brüder des Konventes Wörishofen war es nicht mehr möglich, die Leitung des gesamten Hauses, das nun über 250 Betten verfügte, zu übernehmen. Prior Frater Rumald Wünsch und Schwester Gertrud Bitscher gründeten daher 1958 die Raphaelschwesternschaft, welche die Barmherzigen Brüder unterstützen sollte. Ende 1968 wurde der Konvent der Barmherzigen Brüder im Sebastianeum aufgelöst und von Januar 1969 bis 1998 führten die Raphael]schwestern das Sebastianeum. Durch viele Sanierungen und Umbauten wurde das Sebastianeum zur weiterführenden Kurklinik, wo die Gäste die unverfälschte Kneipptherapie modern und zeitgemäß erleben und spüren können.
Auch heute nach 130 Jahren steht die Lehre Kneipps rund um die fünf Elemente Wasser, Bewegung, Ernährung, Kräuter und Ordnung im Sebastianeum weiterhin an erster Stelle. Es versteht sich heute als HAUS DER GESUNDHEIT FÜR PRÄVENTION UND REHABILITATION.
Cornabedingt konnte im Jahr 2021 das 130-jährige Jubiläum nicht groß gefeiert werden, so lädt das Sebastianeum heuer, am 1. Oktober, zu einem TAG DER OFFENEN TÜR ein, bei dem zugleich das 130-jährige Wirken des Ordens der Barmherzigen Brüder in Bad Wörishofen im Mittelpunkt steht. (siehe Plakatfoto)