Wallfahrt der Behindertenhilfe

(29.09.2022)

Mehr als 300 Menschen pilgerten am 28. September nach Schweinspoint, wo die Barmherzigen Brüder ab 1860 erstmals mit Menschen mit Behinderung arbeiteten

Ja, das Logo der Stiftung Sankt Johannes ist tatsächlich auch ein stilisierter Granatapfel wie bei den Barmherzigen Brüdern. Und mit Johannes ist Ordensgründer Johannes von Gott gemeint. 1860 kaufte Provinzial Pater Magnobonus Markmiller das baufällige Schloss in Schweinspoint, heute Teil der Gemeinde Marxheim im Landkreis Donau-Ries, und erstmals in Bayern arbeiteten hier die Brüder mit Menschen mit Behinderung. Bis 1971, als sie die Stiftung an den Caritasverband Augsburg abgaben. Die Stiftung Sankt Johannes verfügt heute über rund 900 Wohn- und Arbeitsplätze und ambulante Betreuungen und ist damit einer der wichtigsten Dienstleister für erwachsene Menschen mit Behinderungen in der Region Schwaben und dem angrenzenden Oberbayern.

Diese Verbindung mit Schweinspoint war Anlass, im Jubiläumsjahr „400 Jahre Barmherzige Brüder in Bayern“ am 28. September eine Wallfahrt dorthin zu veranstalten. Mehr als 300 Menschen aus den Regionen Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz und Mittelfranken machten sich bei regnerisch-kühlem Wetter auf den Weg. Im Festzelt fanden alle Platz und wurden den ganzen Tag über bestens bewirtet. Doreen Paus, Geschäftsführerin der Stiftung Sankt Johannes, und Frater Benedikt Hau, Provinzrat und Prior in Neuburg, begrüßten die Gäste. Der Johannes-Chor stimmte mit geistlichen Liedern auf den Gottesdienst ein. Und siehe da: Nicht nur die Stimmung war gut, auch das Wetter besserte sich – es hörte auf zu regnen.

„Fingerabdruck der Liebe“

Beim Gottesdienst zeigte Hauptzelebrant Generalvikar Wolfgang Hacker aus Augsburg zu Beginn seiner Predigt ein Blatt mit seinem Fingerabdruck. Jede und jeder der rund acht Milliarden Menschen auf der Welt habe seinen und ihren eigenen Fingerabdruck: „Du bist du, du bist etwas Besonderes, Wertvolles, Kostbares.“ So wie alle einen individuellen Fingerabdruck hätten, hinterließen auch alle eine Spur – „im Kopf, im Herzen“. Jesus habe eine Spur gelegt, Johannes von Gott habe eine Spur gelegt, dies seien Spuren der Zuneigung und Liebe. Und auch die Barmherzigen Brüder versuchten seit 400 Jahren in Bayern „Liebe zu leben“. Der Generalvikar forderte seine Zuhörerinnen und Zuhörer auf, in ihrem Alltag einen „Fingerabdruck der Liebe und eine Spur der Zuneigung“ zu hinterlassen.

Bei der Gabenbereitung brachten nicht nur Vertreterinnen und Vertreter der verschiedenen Regionen der Barmherzigen Brüder, sondern auch der Stiftung Sankt Johannes Gaben an den Altar: ein Bildnis des heiligen Johannes von Gott, ein Gemälde mit Händen, aus denen eine Ähre wächst, ein Herz, das Auge Gottes und das Granatapfel-Logo der Stiftung Sankt Johannes.

Wie viele Spuren die Barmherzigen Brüder in Schweinspoint hinterlassen haben, wurde auch bei der spannenden historischen Führung durch die Einrichtung deutlich, die der Historiker Dr. Franz Josef Merkl nach dem Mittagessen anbot. So begegneten die Gäste immer wieder dem Granatapfel und in der Kirche zahlreichen Bildnissen von Ordensheiligen. Im Innenhof erinnert eine Stele an das Wirken der Barmherzigen Brüder in Schweinspoint, ein weiteres Denkmal an den Abtransport und die Vernichtung von Menschen mit Behinderung durch die Nazis 1940/41.

Nach der Rückkehr der Kleingruppen von verschiedenen Besichtigungs-Touren konnten sich alle im Festzelt mit Kaffee und Kuchen und schließlich mit dem Reise-Segen für die Heimfahrt stärken. Es wurden Dankgebete gesprochen, Lieder gesungen und am Ende „Großer Gott, wir loben dich“ angestimmt. Würdiger Abschluss eines gelungenen Tages.

Johann Singhartinger