Seliger Eustachius Kugler- Gedenktag am 10. Juni

(08.06.2022)

Der selige Frater Eustachius Kugler ist die bedeutendste Persönlichkeit in der Geschichte der Barmherzigen Brüder in Bayern. Am 4. Oktober 2009 wurde er im Regensburger Dom seliggesprochen.

Seliger Frater Eustachius Kugler (1867 bis 1946)

Der selige Frater Eustachius Kugler ist zweifellos die bedeutendste Persönlichkeit in der Geschichte der Barmherzigen Brüder in Bayern. Als Provinzial leitete er 21 Jahre lang die Bayerische Ordensprovinz und führte sie mit Weitblick und Gottvertrauen in herausfordernden Zeiten.

Geboren wurde Frater Eustachius Kugler am 15. Januar 1867 in Neuhaus bei Nittenau (Oberpfalz). Josef Kugler, so sein Taufname, wuchs mit fünf Geschwistern in einfachen Verhältnissen auf. Nach Beendigung seiner Volksschulzeit, die er in Nittenau absolvierte, begann er eine Bauschlosserlehre in München. Gegen Ende seiner Lehrzeit stürzte Josef Kugler vom Baugerüst. Dabei zog er sich einen komplizierten offenen Bruch am rechten Bein zu. Der Sturz machte Josef Kugler berufsunfähig. Trotzdem schloss er seine Lehre in München erfolgreich ab. Kugler kehrte in die Oberpfalz zurück, wo er bei seinen Geschwistern Aufnahme fand.

Beeindruckt vom Einsatz der Brüder 

In Reichenbach am Regen arbeitete in der Schmiede seines Schwagers Josef Reichenberger. Im Jahr 1891 kaufte der Orden der Barmherzigen Brüder den Komplex des säkularisierten Benediktinerklosters und richtete dort eine Einrichtung für Menschen mit Behinderungen ein. Beim Umbau der Gebäude waren Reichenberger und sein Gehilfe mit Schlosser- und Spenglerarbeiten beschäftigt. So lernte Kugler die Barmherzigen Brüder und ihren tatkräftigen Einsatz für Menschen mit Behinderungen kennen und schloss sich ihnen an. Am 1. Januar 1893 trat er als Kandidat in den Hospitalorden ein.

Von Reichenbach aus kam Frater Eustachius Kugler nach Wörishofen, wo er im noch jungen Kurhaus „Sebastianeum“ bei Pfarrer Sebastian Kneipp erste Schritte in der Krankenpflege machte. Nach dem Noviziat in Neuburg (Donau) legte er 1895 die Einfache und 1898 die Feierliche Profess ab. Der Weg des Oberpfälzer Ordensmannes führte in verschiedene Einrichtungen der Barmherzigen Brüder in Bayern. So war er etwa im Gefängnis Kaisheim bei Donauwörth zum Krankenpflege- und Apothekendienst eingesetzt und 1905 bereits Prior der Einrichtung der Behindertenhilfe in Straubing. 1914 wechselte er als Hausoberer nach Gremsdorf und am 11. Juni 1922, also vor genau 100 Jahren, übernahm er das Priorat in Neuburg an der Donau. Beim Provinzkapitel 1925 wählten ihn seine Mitbrüder zum Provinzial der Bayerischen Ordensprovinz. Dieses Amt übte er bis zu seinem Tod aus.

Durchdachtes Finanzierungskonzept

Als Provinzial trug Frater Eustachius Kugler die Verantwortung für 18 Ordenseinrichtungen unterschiedlicher Art – Krankenhäuser, Einrichtungen der Behindertenhilfe, Versorgungsheime, Kureinrichtungen – und für bis zu 400 Barmherzige Brüder. Das Amt versah er mit Tatkraft und Weitblick. Eine der größten und nachhaltigsten Leistungen von Frater Eustachius Kugler war der Bau des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder in Regensburg in den Jahren 1927 bis 1930. Dabei setzte er mit Gottvertrauen und Klugheit auf ein durchdachtes Finanzierungskonzept. 1934 verlegte er den Sitz des Provinzials von Neuburg nach Regensburg.

Die Zeit des NS-Regimes war für die Ordensprovinz und den Provinzial eine besonders schwere Herausforderung: Zahlreiche Einrichtungen der Barmherzigen Brüder in Bayern mussten auf Druck der Nationalsozialisten abgetreten oder geräumt werden, viele Brüder wurden zum Militärdienst eingezogen, etliche kamen ums Leben oder verließen den Orden. Im Zuge der Devisen- und Sittlichkeitsprozesse musste Frater Eustachius Kugler zermürbende Verhöre durch die Gestapo über sich ergehen lassen. Als 1942 das Krankenhaus in München-Nymphenburg und 1944 die Pflegeeinrichtung in Straubing durch Luftangriffe schwer beschädigt wurden, spendete er Mitbrüdern, Betreuten und Mitarbeitenden Trost. Seine Kraft zum Weitermachen schöpfte er aus einer gelebten Gottesbeziehung.

Verehrung eines vorbildlichen Ordensmanns

Mit der Feier seines 50jährigen Professjubiläums im Jahr 1945 neigte sich sein Leben dem Ende zu. Er litt an Magenkrebs und einem Zwölffingerdarmgeschwür. Frater Eustachius Kugler ertrug die Krankheiten ohne Klage. Der aufrichtige, demütige und glaubensstarke Barmherzige Bruder starb am 10. Juni 1946, einem Pfingstmontag, in Regensburg. Seine Beerdigung auf dem Brüderfriedhof machte seine Verehrung als heiligmäßiger Ordensmann anschaulich. Papst Benedikt XVI. hat Frater Eustachius Kugler in das Verzeichnis der Seligen aufgenommen. Die Seligsprechung wurde am 4. Oktober 2009 in Regensburg gefeiert. Seine sterblichen Überreste ruhen seitdem in einer Seitenkapelle der Krankenhauskirche in Regensburg.

Frater Magnus Morhardt

Der Artikel wurde in der Juni-"misericordia" veröffentlicht in der Serie "Brüder schreiben Geschichte."

Foto: Frater Eustachius Kugler als Erbauer des Regensburger Krankenhauses  Barmherzige Brüder - das Gemälde schuf Josef Kneuttinger anlässlich der Seligsprechung Kuglers 2009.

(c) Barmherzige Brüder Bayerische Ordensprovinz/altrofoto.de

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