Segnung Erweiterungsbau Kinderhaus St. Paulus
Alle unter einem Dach
Erweiterungsbau des Kinderhauses St. Paulus gesegnet
“In unserm Kinderhaus, Leute wisst ihr was, da haben alle Spaß, da ist für alle Platz. In der Kinderkrippe fängst du an, wechselst in den Kindergarten dann, Ist dann diese Zeit vorbei, gehst in den Hort du 1,2,3. Später breitest du die Flügel aus, fliegst in die weite Welt hinaus“. Prägnant, überzeugend, selbstbewusst umschrieben Hortkinder in einem fröhlichen Lied „ihr“ Kinderhaus anlässlich der Segnung des Erweiterungsanbaues, in dem jetzt mit dem neuen Hort alles unter einem Dach ist.
Festakt als Meilenstein in der Geschichte des Kinderhauses
Ein Spatenstich in kleiner Runde zu Pandemie-Zeiten, zwei Jahre später die Einweihungsfeier eines Prestigeobjektes mit Alleinstellungsmerkmal. Der Geschäftsführer der Einrichtung der Barmherzigen Brüder als neuer Träger, Roland Böck, bezeichnete den kleinen Festakt als weiteren Meilenstein für das in den letzten 15 Jahren massiv gewachsene Kinderhaus St. Paulus. Es war ihm eine Ehre dazu den Provinzial des Ordens, Frater Rudolf Knopp, begrüßen zu dürfen. Mit ihm stellvertretend für das ganze Kinderhausteam, Kinderhausleitung von erster Stunde an, Monika Kulzer, die stellvertretende Landrätin Gerlinde Graßl, Pfarrer Alois Hammerer, Bürgermeister Eduard Hochmuth mit Gemeinderäten und Altbürgermeister Franz Pestenhofer. Im Bewusstsein, dass die Erweiterung nur durch Förderung aus Bundes- und Landesmitteln, einer hohen finanziellen Verpflichtung der Gemeinde und wohlwollender Unterstützung des Landratsamtes zustande kommen konnte, ging ein „Vergelt`s Gott“ an die genannten Fachstellen und an alle, die zum Gelingen beigetragen haben. Roland Böck freute sich auf die zusätzlichen Angebote, die man Kindern und Eltern jetzt bieten könne.
Seit Anfang 2023 unter der Trägerschaft der Barmherzigen Brüder
Bürgermeister Eduard Hochmuth schlug dazu das erste Kapitel auf, das mit dem 1.Oktober 1991 datiert ist. Der Anlass - erste Anzeichen eines Pflegenotstandes. Mitinitiator damals, der Reichenbacher Prior Frater Rudolf Knopp. Die Einrichtung stellte die Räume für einen Kindergarten zur Verfügung, mit Öffnungszeiten von 6 bis 17 Uhr. Für Kinder, die eine Ganztagsbetreuung benötigten. Mit dem Amtsantritt von Bürgermeister Pestenhofer wurde der Kindergarten zur regulären Einrichtung für alle Kinder aus Reichenbach, die allerdings bald aus allen Nähten platzte. Zug um Zug erfolgten An- und Umbauten, der Kindergarten wurde durch die Kinderkrippe zum Kinderhaus. Im Juni 2020 kam eine Waldkindergartengruppe hinzu. Die Planung für den Erweiterungsbau stand aufgrund eines gedeckelten Sonderinvestitionsprogramms unter erheblichem Zeitdruck. Dank eines gemeinsamen Kraftakts gelang es die Mittel zu sichern. Mit dem 1.Januar 2023, nach 32 Jahren erfolgreicher Zusammenarbeit, begann ein neues Kapitel. Die Gemeinde übertrug die Trägerschaft von der Kirchenstiftung Reichenbach an die Einrichtung der Barmherzigen Brüder. Grünes Licht kam dazu von der Ordensleitung mit Provinzial Frater Rudolf Knopp.
Wenn dieser sich gemeinsam mit Kindergartenleitung Monika Kulzer als „Methusalema und Methusalem“ sieht, ist das also nicht abwegig. Bange Gedanken hätten ihn bei der Grundsteinlegung begleitet, gestand er. Doch Monika Kulzer habe es mit ihrer Fachlichkeit geschafft Vertrauen in das Projekt zu setzen. „Damals war es noch möglich mit einer Kindergruppe dem Personalmangel entgegenzuwirken. Heute reicht das nicht mehr aus“, sah der Provinzial die Politik in der Pflicht. „Wenn diese sich nichts einfallen lässt wird sich die Betreuung von Menschen ob jung, alt oder krank nicht mehr bewerkstelligen lassen“, so seine Befürchtung. Auch die Kirche rede ständig von Familie, ohne Taten folgen zu lassen. Darauf sei die Entscheidung des Ordens zur Übernahme der Trägerschaft begründet. Aus innerer Überzeugung, und um glaubwürdig zu bleiben. Man habe die Dringlichkeit verspürt in veränderten Zeiten Verantwortung für junge Familien zu übernehmen. Zur Segnung hatte er einen irischen Segenswunsch mitgebracht, durch den man sich kognitiv vorstellen könne, dass es Gott gibt. Kinder müssten das noch stärker fühlen. Deshalb seine Bitte an alle Mitarbeitenden daraus: „Seid Ihr der Ort, der die Kinder spüren lässt, dass jemand mit ihnen auf dem Weg ist, der sie beschützt und umhüllt“.
„Kinder sind mit ihrer Lebensfreude für uns Erwachsene eine unerschöpfliche Bereicherung. Es geht nicht darum was wir aus ihnen herausholen, sondern wie wir sie stärken können“. Die Stellvertretende Landrätin Gerlinde Graßl sah darin den Wunsch der alle eint, den Kleinsten das Beste mitzugeben, damit sie sich zu eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeiten entwickeln. Neben der Familie, seien Kindertageseinrichtungen der wichtigste Bildungsort. Dafür stünden jetzt aufgrund wertvoller Investitionen eigene Räumlichkeiten zur Verfügung. In einem ansprechenden Gebäude, das Anlass gibt zu Freude und Stolz – dem ersten Kinderhaus im Landkreis Cham, welches eine Hortgruppe anzubieten hat. Mit hochangesetztem Anspruch auf qualifizierte Bildung und Erziehung. Sie dankte allen, die diese außerfamiliäre Betreuungsmöglichkeit geschaffen haben.
Verbundenheit mit Gemeinde
„Bitte alle aufstehen, die Verbindung zum Kinderhaus haben“. Das bat Kinderhausleitung Monika Kulzer die Festgäste. Auf ihre Art wollte sie damit die Verbundenheit demonstriert sehen, die zwischen Gemeinde und Kindergarten seit jeher besteht. „Mit dieser Fertigstellung haben wir alle Altersgruppen der Kinderbetreuung vereint“. Aber nicht nur der Kindergarten, auch die konzeptionelle Ausrichtung hat sich weiterentwickelt. Das Logo, zwei Personen unterschiedlicher Größe Hand in Hand, deutete Monika Kulzer für die Ausrichtungen im Haus: Jedes Kind hat ein Recht auf Bildung. Das Kinderhausteam versteht sich als Beobachter, Zuhörer und Förderer. Inklusion ist hier Herzenssache: derzeit besuchen neun Kinder mit Beeinträchtigung das Kinderhaus.
Als Höhepunkt des Festaktes stellte Pfarrer Alois Hammerer mit seinem Segen die neuen Räume unter den Schutz Gottes. Als Geschenk der Kirchenverwaltung hatte er drei von seiner Pfarrhaushälterin individuell gestaltete Kreuze mitgebracht.
Die „Schulis“, wie die Hortkinder sich nannten, gestalten mit ihren musikalischen Beiträgen die Feierlichkeit. Nachdem die Gäste die großzügigen, lichtdurchfluteten Räume begeistert besichtigt hatten, sahen sie sich am kalten Büffet vor dem Speisesaal unvermittelt einem „Empfangskomitee“ gegenüber. „ Beerendrink oder Melonendrink“? Ganz perfekte Gastgeber, servierten die Kinder den Besuchern auch noch eine leckere Nachspeise. Visitenkarten haben große Aussagekraft über ihren Besitzer. Die Hort-Kids haben eine abgegeben, die für das Kinderhaus St. Paulus spricht.
Christine Pestenhofer
(c) Text/Fotos