Seelsorge im Krankenhaus: Pater Thomas

(29.12.2021)

Pater Thomas Väth betreut als Seelsorger das Krankenhaus St. Barbara Schwandorf der Barmherzigen Brüder. Durch Corona ist auch er stark gefordert. Weil Frater Thomas' Zeit begrenzt ist und er für Kranke, Angehörige und Pflegekräfte da sein will, beantwortet er die Fragen von Oberpfalz-Medien schriftlich. Hier das Interview vom 28.12.21

Trost braucht manchmal keine Worte

SERIE MENSCHEN DES JAHRES 2021 Interview im „Neuen Tag“, 28.12.2021 von Irma Held

Wie geht es Ihnen persönlich?

Danke, mir geht es gut, denn ich bin gesund und meine Arbeit erfüllt mich mit Freude und Sinn.

Wie stark haben Sie die vergangenen fast zwei Jahre gefordert?

Sehr, es waren anstrengende und belastende Jahre und doch waren es auch gute, intensive Jahre mit sehr vielen schönen Erfahrungen.

Die Pandemie dominiert wahrscheinlich Ihre Arbeit als Krankenhausseelsorger. Kommen andere Patienten zu kurz?

Gefühlt kommen alle Patienten zu kurz. Ich hätte gerne mehr Zeit, mehr Kraft, um Jeden öfter und längerbesuchen zu können. Ich würde gerne jeden Patienten wenigstens einmal während seines Aufenthaltes bei uns besuchen, aber es klappt nicht immer. Meine Kollegin und ich tun, was wir können, aber was nicht mehr geht, geht halt nicht mehr.

Von wem werden Sie gerufen, vom Personal, von Patienten, von Angehörigen?

Von allen. Meistens jedoch vom Personal. Ganz viele Mitarbeitende haben ein Gespür dafür, ob es einem Patienten, einer Angehörigen, gut tun würde, dass ich komme.

Müssen Sie Schutzkleidung tragen?

Wie alle Mitarbeitenden des Krankenhauses trage ich im Infektionsbereich die komplette Schutzkleidung, und wir halten uns an alle Hygienevorschriften, so tragen wir immer eine FFP2-Maske.

Wie fühlt sich menschliche Nähe in Schutzkleidung an?

Menschliche Nähe und Berührungen sind wichtig und wertvoll, wenn der Patient das möchte. Händehalten ohne Handschuhe ist natürlich angenehmer als mit. Aber Nähe ist mehr als Berührung. So kann ein Blick auch trösten, Zuhören kann Nähe schaffen, und oft sitze oder stehe ich einfach nur beim Patienten und bin da, bin bei ihm.

Müssen Sie überwiegend zuhören oder trösten?

Ich höre meistens einfach nur zu. Dies empfinden viele schon als tröstend. Von „leeren Versprechen“ wie „das wird schon wieder“ halte ich nicht viel. Meistens spüren die Patienten ziemlich genau, wie es ihnen geht. Ich versuche den Patienten zu helfen, dass sie ihre Situation annehmen können. Und wenn Patienten Trost im Glauben finden, dann beten wir auch zusammen.

Beten Sie mit den Menschen, segnen Sie sie?

Es sind mehr Menschen im Krankenhaus, als viele denken, denen gemeinsames Beten gut tut. Seit Corona ist auch das Bedürfnis nach einem Segen gestiegen. In den vergangenen Jahren spendeten wir etwa 100 Segen jährlich. 2021 waren es Anfang Dezember bereits 220 kleine Segensfeiern am Patientenbett. Die Krankensalbungen sind um circa 30 Prozent auf über 250 gestiegen. Die Sehnsucht nach Spiritualität und seelsorglicher Begleitung ist da.

Wie stark setzt die Isolation den Kranken zu?

Sowohl Kranke als auch deren Angehörige leiden unter der Isolation. Zwar geht heute viel über Telefon und Ähnliches, aber ein Besuch hat eben eine viel tiefere Dimension, weil man menschliche Nähe hier anders spüren kann.

Tragen Sie auch Sorge um die eigene Gesundheit?

Ja, ich gönne meinem Körper, was er braucht: Schlaf, gutes Essen und Bewegung. Mir tut auch die gemeinsame Zeit mit meinen Mitbrüdern gut. Wichtig ist für mich, dass ich meditiere und bete. Die Begegnung mit Gott – egal ob in Gemeinschaft oder alleine – ist ein guter Ausgleich und eine super Ergänzung zu meinem Dienst an kranken Menschen, in denen ich übrigens auch Gott begegne.

Bild:  Pater Thomas Väth, Seelsorger im Krankenhaus St. Barbara Schwandorf
© Foto: Marion Hausmann/Krankenhaus St. Barbara Schwandorf

Der ursprüngliche Artikel aus dem "Neuen Tag" vom 28.12.2021 findet sich als pdf-Datei unten im Download-Bereich.