Provinzversammlung im Schloss Fürstenried

(31.03.2025)

Die vermutlich letzte Provinzversammlung der Bayerischen Ordensprovinz fand am 26./27. März im Schloss Fürstenried in München statt. Auf dem Programm standen der Vereinigungsprozess zur neuen Provinz Europa Mitte, die Evaluation der Beschlüsse des letzten Provinz- bzw. Generalkapitels sowie die Ergebnisse der Provinzvisitation. Am ersten Tag waren die Barmherzigen Brüder eingeladen, am zweiten stießen die leitenden Mitarbeiter hinzu. 

Der Vereinigungsprozess schreitet voran  

Der Provinzial der Bayerischen Provinz, Frater Rudolf Knopp, begrüßte seine Mitbrüder im barocken Exerzitien- und Tagungshaus der Erzdiözese München und Freising. Als Gäste waren drei Provinzräte aus Österreich gekommen, besonders im Hinblick auf die bevorstehende Vereinigung der beiden Ordensprovinzen. In seinem Rückblick auf die Visitation in den Konventen und Einrichtungen, die der Provinzial im Januar und Februar durchgeführt hat, brachte Frater Rudolf Knopp sowohl seinen Dank zum Beispiel für das Engagement der Geschäftsführerinnen, Geschäftsführer und Gesamtleiter wie auch die Sorge aufgrund der angespannten finanziellen Situation der Krankenhäuser zum Ausdruck. Er ermutigte seine Mitbrüder, den klein gewordenen Brüderkonventen Rechnung zu tragen und das Mögliche im Alltag zu tun. Die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen werde weiterhin konsequent angegangen. Ein Bericht von der Ordensausbildung in Noviziat und Scholastikat schloss den ersten Teil ab.

In der Folge evaluierten die Brüder die Aktionsvorgaben des letzten Provinzkapitels zum Ordensleben, wie diese seit 2022 umgesetzt worden sind. So wurden etwa die Brüder zur Missbrauchsprävention geschult, die Brüdertage und Jahresexerzitien fanden unter guter Beteiligung statt und förderten das brüderliche Miteinander. Die Rezeption der päpstlichen Enzyklika Laudato si' dagegen sollte auch in der Brüdergemeinschaft noch mehr erfolgen.

Der Weg zur Provinz Europa Mitte

Ausführlich erläuterte Provinzial Frater Rudolf Knopp den aktuellen Stand im Vereinigungsprozess zur neuen Provinz Europa Mitte. Einige Entscheidungen wurden bereits getroffen, wie der Sitz der neuen Provinz in Wien, aber auch, dass die Körperschaft des öffentlichen Rechts in Bayern unter einem neuen Titel („Barmherzige Brüder Bayern KdöR“) bestehen bleibt und einen Rechtsträgervertreter erhält. Anderes muss in den Arbeitsgruppen und beim Brüdertreffen im Juli in Wien noch ausgearbeitet werden. Auf Einrichtungsebene werde sich durch den Zusammenschluss wenig ändern, so der Provinzial. Das erste Provinzkapitel der Provinz Europa Mitte wird im Januar 2025 gefeiert.

Einen letzten Schwerpunkt des ersten Tages der Provinzversammlung bildete der Rückblick auf das Generalkapitel, das im Oktober/November 2024 in Częstochowa (Polen) abgehalten wurde. Brüder, die daran teilgenommen hatten, blickten auf die Organisation und Durchführung sowie die getroffenen Entscheidungen zurück. Mit Frater Pascal Ahodegnon wurde erstmals ein Mitbruder aus Afrika zum Generalprior gewählt. Die Brüder gingen die Erklärungen des Generalkapitels zum Ordensleben gemeinsam durch und stellten fest, dass sich die Themen von Provinz- und Generalkapitel überschneiden.

Zusammen mit leitenden Mitarbeitenden

Am Donnerstag stießen die leitenden Mitarbeitenden der Bayerischen Ordensprovinz zur Provinzversammlung hinzu. Herzlich begrüßt wurden die drei Geschäftsführer der Kliniken des Dritten Ordens von München und Passau, die im Rahmen der Ordenskliniken München-Passau gGmbH der Ordensprovinz angegliedert sind. Auch im nun größeren Kreis von Brüdern und Mitarbeitern gab Provinzial Frater Rudolf Knopp einen Rückblick auf die gelungene und gut organisierte Provinzvisitation. Er sprach Schwierigkeiten und Herausforderungen wie den Kampf um die Kosten, den Fachkräftemangel und die Mitarbeitergewinnung und -begleitung durch die Barmherzigen Brüder an, lobte aber auch die Qualität der Dienstleistungen und engagierte und innovative Projekte (siehe unten). 

Beim Rückblick auf das Generalkapitel in Polen stellte der Provinzial fest, dass die künftige Provinz Europa Mitte ihren Beitrag im Gesamtorden leiste, personell etwa durch den neuen Generalrat Pater Saji Mullankuzhy und die Beteiligung von Brüdern und Mitarbeitern an der Finanzkommission des Ordens. Frater Benedikt Hau wies zudem auf die geistliche Dimension des Generalkapitels  hin, die sich auch in der gewählten Methode niederschlug. 

Analog zum Vortag betrachteten die Teilnehmenden der Provinzversammlung die Erklärungen des Generalkapitels zum Ordensauftrag. Einerseits seien die Provinzen in Mitteleuropa auf einem guten Weg, zum Beispiel durch die Etablierung der Führungskräfteentwicklung oder durch Kooperationen über Provinz- und Landesgrenzen hinweg. Anderes ist noch zu entwickeln, wie etwa zukunftsfähige Strukturen. Zur Missbrauchsprävention und der Schaffung sicherer Räume werden Schutzkonzepte erarbeitet, Präventions- und Missbrauchsbeauftragte benannt und Schulungen durchgeführt. 

Im Anschluss stellten Mitarbeitende zum Stichwort Neue Realitäten der Beschlüsse des Generalkapitels einige innovative Projekte vor: 

  • Bildungsorientierte Angebote für Mitarbeitende zu Spiritual Care und die Vermittlung des Charismas der Hospitalität
  • Die neu gestaltete Zeitschrift MISERICORDIA, die ab Juli in Zusammenarbeit mit Österreich erscheint
  • Café für einsame und bedürftige Menschen in Regensburg (SOFA-West)
  • EU-Projekt SAVE zum Schutz von Kindern vor Gewalt und Missbrauch

Pater Thomas Väth, der die Versammlung moderiert hatte, feierte mit den Teilnehmenden eine heilige Messe in der Hauskapelle des Bildungshauses. So fand die gelungene und informative Provinzversammlung, die ermutigt, den Weg im Alltag weiterzugehen, einen guten geistlichen Abschluss. 

Text und Fotos: Frater Magnus Morhardt