Nachruf - Frater Bernhard Binder verstorben
Anderen Gutes tun und sich selbst guttun
Zum Tod von Frater Bernhard Binder
In den Morgenstunden des 10. November verstarb in unserem Münchner Krankenhaus Frater Bernhard Binder nach kurzer, schwerer Krankheit. Bis zum Provinzkapitel dieses Jahres übte er noch die Ämter des Priors in Algasing und des 3. Provinzrats aus. Zuletzt gehörte Frater Bernhard dem Münchner Konvent an und kümmerte sich unter anderem mit Sorgfalt um den Blumenschmuck in Kirche und Konvent.
Frater Bernhard Binder wurde am 22. Juni 1940 in München geboren und auf den Namen Hubert getauft. Er wuchs mit drei Geschwistern in Günzenhausen (Landkreis Freising) als Sohn des Ziegeleibesitzerehepaars Ursula und Georg Binder auf, die auch eine Landwirtschaft betrieben. Sein Vater war im Zweiten Weltkrieg in Kriegsgefangenschaft gestorben, auch seine Mutter, die ihren Kindern ein großes Vorbild für Glaube und Menschlichkeit vorgelebt hat, starb in jungen Jahren. Hubert Binder musste seinen Wunsch nach einem geistlichen Beruf erst einmal zurückstellen und den elterlichen Betrieb übernehmen. Zudem kümmerte er sich um seine jüngeren Geschwister, mit denen er zeitlebens eng verbunden blieb. Binder besuchte die Volksschule der Barmherzigen Brüder in Algasing und absolvierte danach bis 1957 die landwirtschaftliche Berufsschule in Freising. 1963 legte er eine Prüfung als landwirtschaftlicher Buchführer ab.
Aufgaben in der Bayerischen Ordensprovinz
Hubert Binder trat 1965 in den Orden der Barmherzigen Brüder ein. Wie sich die Brüder um die Patienten des Regensburger Krankenhauses kümmerten, überzeugte ihn. Im folgenden Jahr legte Frater Bernhard, so sein Ordensname, die Einfachen Gelübde und 1972 die Feierliche Profess ab. Nach der erfolgreichen Ausbildung zum Krankenpfleger in Regensburg wechselte er bald in die Ordensverwaltung. Unter Provinzial Frater Matthäus Heidenreich wurde Frater Bernhard 1974 Provinzsekretär und Provinzökonom und war für die Berufungspastoral und die Missionen zuständig. Bis 1992 war er zudem Schriftleiter der „misericordia“. Bereits 1977 wurde er in das Definitorium der Bayerischen Ordensprovinz bestimmt, drei Jahre später war Binder zudem Magister der Novizen und Scholastiker in Regensburg.
Als Nachfolger von Frater Matthäus Heidenreich wurde Frater Bernhard Binder 1983 zum Provinzial der Bayerischen Ordensprovinz gewählt. In seiner neunjährigen Amtszeit wurde das Provinzialat 1988 von Regensburg nach München verlegt. Im Jahr 1986 wurde er mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland und 1987 mit dem Ehrenzeichen in Gold durch den Deutschen Caritasverband ausgezeichnet.
Zwölf Jahre Novizenmeister in Graz-Eggenberg
1992 wurde Frater Bernhard zum Novizenmeister des neu eingerichteten interprovinziellen Noviziats in Graz-Eggenberg (Österreich) ernannt. Zwölf Jahre lang begleitete Binder junge Männer der Bayerischen und Österreichischen Ordensprovinz auf ihrem Ausbildungsweg zum Barmherzigen Bruder. Im Jahr 2004 kehrte er in seine bayerische Heimat zurück und war in den folgenden Jahren Prior in Regensburg, Kostenz und Algasing. Als Scholastiker- und Postulantenmagister war Frater Bernhard zeitweise weiterhin in der Ordensausbildung tätig. In seinen Aufgaben lagen dem Barmherziger Bruder das Wohl der Patient:innen, Menschen mit Behinderungen und Gäste ebenso am Herzen wie eine gute Zusammenarbeit mit den Mitarbeitenden.
Frater Bernhard Binder war ein ausgesprochener Frühaufsteher, legte Wert auf eine ansprechende Gestaltung des geistlichen Lebens und sakraler Räume und war in der freien Zeit sportlich und gärtnerisch aktiv. Günter Ducke, der frühere Geschäftsführer der Barmherzigen Brüder Algasing, fasste sein Leben anlässlich des 50-jährigen Professjubiläums von Frater Bernhard 2016 treffend zusammen: Bei ihm habe man lernen können, „wie man anderen Gutes tut und gleichzeitig zu sich selbst gut ist“.
Der letzte Weg
Eine große Trauergemeinde – mit den Fahnenabordnungen von Eibach – nahm am 15. November Abschied von Frater Bernhard Binder und geleitete ihn in der Hoffnung auf ein Wiedersehen bei Gott zu seiner letzten irdischen Ruhestätte, dem Algasinger Brüderfriedhof. Die Hausgemeinschaft von Algasing hatte mit großer Liebe zum Detail den Gottesdienst, das Begräbnis und das Trauermahl vorbereitet. Der Algasinger Kirchenchor gestaltete das Requiem musikalisch.
Frater Magnus Morhardt