Mahnmal in Reichenbach
Gegen das Vergessen
Mahnmal von Bildhauer Sebastian Rosner erinnert an Todesmärsche der KZ-Häftlinge
„Insgesamt waren es fast 1000 KZ-Häftlinge, die zum Kriegsende durch die Region ziehen“, so die Recherche des Journalisten Thomas Muggenthaler. Eine grausame Blutspur, die die SS in der Oberpfalz hinterlässt. Auch durch Reichenbach ist von 23. auf den 24. April eine Gruppe mit KZ-Häftlingen gezogen, denen – und allen anderen – die Gemeinde künftig mit einem Mahnmal gedenkt. Am 16. Mai erhielt es von Pfarrer Ralf Heidenreich und dem evangelischen Pfarrer Joachim Höring den Segen.
Der Bildhauer Sebastian Rosner setzt sein Werk mit einem gebeugten Menschen aus Stahl auf einer Krustenplatte aus Granit um. Auf der gebrochenen Figur ist in allen Sprachen der von KZ-Häftlingen betroffenen Kulturen das Wort „laufen“ eingelasert. Dem Chamer Bildhauer ist es auf eine besondere Art gelungen, ein berührendes und beeindruckendes Erinnern wach zu halten.
Und genau das war auch den anderen Rednern an diesem Nachmittag wichtig.
Bürgermeister Edi Hochmuth: „Damit die Vergangenheit keine Zukunft hat, ein Sprichwort von Hans Rosenthal, das sei der Sinn dieses Denkmals:“
Landrat und Bezirkstagspräsident Franz Löffler: „Alle müssen ihre Stimme erheben und mithelfen, dass Frieden und Freiheit bewahrt werden, und die Menschenwürde unantastbar ist.
Geschäftsführer Roland Böck: „Ich will nie mehr in einer Gesellschaft leben, in der über den ökonomischen Wert eines Menschen geredet wird.“
Pfarrer Ralf Heidenreich: „Wir dürfen nicht nachlassen im guten Denken und Tun.“
Der evangelischen Pfarrer Joachim Höring: „Der Mensch muss aufstehen gegen Unrecht und Ausgrenzung von Minderheiten.“
Zur Andacht mit Segnung des Mahnmals konnte Bürgermeister Edi Hochmuth auch die Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Regensburg, Ilse Danziger und Irina Gaydar sowie Provinzrat Frater Eberhard Michl vom Orden der Barmherzigen Brüder und Geschäftsführer Roland Böck von der Barmherzige Brüder Behindertenhilfe Oberpfalz willkommen heißen. Unter den Gästen war auch der BR-Journalist Thomas Muggenthaler, der sich seit vielen Jahren mit der Thematik beschäftigt, ebenso wie Heimatforscher Roland Franzen, der den Anstoß für dieses Mahnmal gab.
Wie eine Gruppe von Häftlingen durch Reichenbach zog, das dokumentiert auch die Chronik des Konvents der Barmherzigen Brüder. Sie berichtet von an die 30 Mann, die einen weiten Marsch hinter sich hatten und aus dem Konzentrationslager Buchenwald über das KZ Flossenbürg kamen, wobei sie ins KZ Dachau gebracht werden sollten. Wer nicht mehr gehen konnte, wurde von den SS-Soldaten getötet. Am 23. April 1945 wurde das Konzentrationslager Flossenbürg von US-Truppen befreit.
Michaela Matejka
BU: Das Mahnmal des Bildhauers Sebastian Roser besteht aus einer Eisenplatte, die den Umriss eines erschöpft hingefallenen Menschen zeigt, montiert auf einer Granitplatte. In die Stahlplatte ist das Wort „laufen“ in den Sprachen der Gefangenen und den Schriften ihrer Kulturkreise eingeschnitten.
Foto: © Ulrike Niklas