Jahresexerzitien im Kloster Scheyern
Dem Leben in Fülle auf der Spur
Jahresexerzitien der Barmherzigen Brüder in Kloster Scheyern
Von verschiedenen Seiten betrachteten die Barmherzigen Brüder der Bayerischen Ordensprovinz bei ihren Exerzitien im Kloster Scheyern Aspekte eines „Lebens in Fülle“. Der emeritierte Erzbischof von Bamberg und Ehrenmitglied des Ordens, Ludwig Schick, begleitete die Brüder Mitte April bei ihren geistlichen Übungen und gab ihnen täglich zwei Impulse für das persönliche Gebet mit auf den Weg. Leitthema der Exerzitien war das Wort Jesu aus seiner Rede vom guten Hirten: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.“ (Joh 10,10)
Speziell am Leben der Ordensbrüder ausgerichtet entfaltete Erzbischof Schick verschiedene Facetten eines Lebens in Fülle aus dem christlichen Glauben heraus. Er zeigte dies mithilfe von Texten der Bibel, mit Zitaten von Heiligen und anderen geistlichen Persönlichkeiten sowie durch theologische Überlegungen. Schick gab den Brüdern etwa Gedanken zur Ordnung des Lebens, zur Berufung, zu Vergebung und Versöhnung und schließlich zu Hoffnung und Mut mit auf den (Gebets-) Weg.
Ein Beispiel: die Berufung
Bei der „Berufung zum Leben in Fülle“ zeigte Schick, dass diese auf eine dreifache Weise geschieht: in der Berufung zum Menschsein als Geschenk Gottes, in der Berufung zum Christsein als Aufgabe, um in der Nachfolge Christi zu leben, und schließlich in der spezifischen Berufung zu einer besonderen Lebensform (z.B. dem Ordensleben oder der Ehe) bzw. einem besonderen Dienst in Kirche und Welt. Der Erzbischof bezeichnete die Berufung als eine Aufgabe, die sich entwickeln soll, die hinterfragt und immer wieder erneuert werden muss. Nach einem Ausspruch des Psychotherapeuten Viktor Frankl werde die Berufung tiefer, je mehr sie gelebt wird. So führe sie zu einem Leben in Fülle.
Das Benediktinerkloster Scheyern bei Pfaffenhofen (Oberbayern) bot einen ruhigen und besinnlichen Rahmen, um ins Gebet zu kommen. In der gotischen Elisabethkapelle feierte der Erzbischof mit den Brüdern die Gottesdienste, betete mit ihnen das Stundengebet und lud zur Anbetung des Allerheiligsten ein. Das Wetter mit Regen, Wind und Kälte regte eher zur inneren Einkehr als zu Spaziergängen in der hügeligen Hallertau an. Zwischendurch bot sich bei den Mahlzeiten auch die Möglichkeit zum Austausch.
Frater Magnus Morhardt