Frohe Pfingsten!
Die Taube als Symbol des Heiligen Geistes
Sonnengelb, strahlend, schwebend und dem Himmel so nah − so zeigt sich die Taube im Petersdom den Besuchern. Das Symbol des Heiligen Geistes scheint den Betrachter aus seinem ovalen Alabasterfenster direkt „anzusteuern“, abflugbereit im Zentrum eines Lichterkranzes. Zwölf Strahlen sind es genau, die die zwölf Apostel symbolisieren.
So weit oben kommt man nicht ran an die Taube, auch die Engelschöre aus Stuck und Bronze greifen nach dem Unbegreiflichen, dem Heiligen Geist. Anders als die Statue des heiligen Petrus, dessen Füße von tausenden Pilgern geküsst werden − majestätisch hat die Taube ihren Platz direkt über dem Thron, der Kathedra Petri, in der Haupt-Apsis des Petersdoms in Rom. Geschaffen vom Barockkünstler Gian Lorenzo Bernini. Der Stuhl Petri, ein riesiges Gesamtkunstwerk. Der gesamte obere Teil ist vergoldet. Symbol des Göttlichen.
Das Pfingstwunder − 50 Tage nach Ostern
Aus der himmlischen Sphäre kommt die göttliche Kraft zu den Menschen, wie es in der Pfingstgeschichte 50 Tage (griechisch „pentekoste“, der fünfzigste Tag) nach Ostern heißt: „Sie alle wurden erfüllt von dem Heiligen Geist“. Doch das Pfingstwunder zeigte sich nicht als Taube, dem Symbol von Sanftmut und Liebe in der Antike. Das Wunder von Pfingsten ereignete sich, als die Menschen das Wochenfest, ein fröhliches Erntefest, feierten.
Und es kam laut daher, fast „krachert“, wie der Bayer sagt: „Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daher fährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.“ (Apostelgeschichte 2,2-4)
Verschiedene Zungen, überwunden durch die eine Sprache des Heiligen Geistes, so der Anfang der Verkündigung von Jesu Tod und Auferstehung durch die Apostel. Zugleich die Gründung der Kirche. Und heute: Eine ungeheure Klarheit und Kraft geht davon aus, wenn man sich einmal eingelassen hat auf den Dritten im Bunde der Heiligen Dreifaltigkeit, den Heiligen Geist mit seinen sieben Gaben: der Gabe der Weisheit, der Einsicht, des Rates, der Erkenntnis, der Stärke, der Frömmigkeit und der Gottesfurcht.
Gott selbst sendet die Taube
Erst im 6. Jahrhundert wurde die Taube zum Symbol des Heiligen Geistes und damit auch für Pfingsten. Und im Neuen Testament berichten die Evangelisten, dass sich nach der Taufe Jesu durch Johannes im Jordan der Himmel öffnete und der Geist Gottes in Gestalt einer Taube herabkam. Zugleich war eine Stimme zu hören: „Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe“, so heißt es bei Matthäus. Ein Hinweis also von ganz oben. Denn wie die Apostel haben wir es spätestens jetzt verstanden, dass Jesus auferstanden ist von den Toten. Für uns alle. Ein fröhliches und geisterfülltes Pfingstfest!
Kirsten Oberhoff
BU: Die Taube im Glasfensterbild über dem Stuhl Petri im Petersdom in Rom
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