Ein Meister des Rokoko
Bedeutender bayerischer Rokokomeister
Zum 250. Todestag des Bildhauers Ignaz Günther
Franz Ignaz Günther wurde 1725, also vor 300 Jahren, in Altmannstein (heute Landkreis Eichstätt) geboren. In der väterlichen Schreinerei lernte er handwerkliche Fähigkeiten, ehe er bei Johann Baptist Straub, der wie Günther zu den bedeutendsten Vertretern des bayerischen Rokokos zählt, in die Lehre ging. Nach Lehrjahren auf der Wanderschaft besuchte Günther mit Erfolg die Bildhauerklasse der Akademie in Wien. In München und Wien schuf er, unter anderem für die Münchner Residenz, erste bildhauerische Werke. 1737 ernannte ihn Kurfürst Karl Albrecht von Bayern zum Hofbildhauer.
Ignaz Günther stattete, wie sein Lehrmeister Straub, insbesondere bayerische Kirchen und Klöster aus. Bekannt sind seine Gewandfiguren wie die berühmte Schutzengelgruppe in der Münchner Bürgersaalkirche. Von der Kirche der Marianischen Männerkongregation im Herzen der Landeshauptstadt führt eine Spur zu den Barmherzigen Brüdern: In der Kanzel der Oberkirche finden sich Skulpturen, die Günther 1770 für die 1809 abgebrochene Münchener Hospitalkirche St. Maximilian am Sendlinger Tor geschaffen hat.
Einen Höhepunkt seines Schaffens zeigt jedoch die Gruppe, die den heiligen Johannes von Gott mit einem Kranken darstellt. Der bayerische Bildhauer schuf das Werk um 1770 für das Kloster der Barmherzigen Brüder in Neuburg a. d. Donau. Heute befindet das ausdruckstarke Werk der Nächstenliebe in München.
Im Diözesanmuseum Freising finden sich seit der Neugestaltung zwei weitere Werke Günthers: Die Statuen der Heiligen Petrus und Paulus, die bis vor ca. 20 Jahren in der Münchner Krankenhauskirche im Altarraum aufstellt waren, stehen dort sehr prominent als Leihgaben des Ordens im Austausch mit dem heute zu sehenden Altarbild, das den heiligen Johannes von Gott zeigt.
Frater Magnus Morhardt
Bild: Heiliger Johannes von Gott mit einem Kranken
Künstler: Franz Ignaz Günther, Zeit: um 1770; Material: Holz, geschnitzt, farbig gefasst;
FOTO © Barmherzige Brüder, Provinzarchiv München
Bei der Johannes-von-Gott-Gruppe, die unbestritten zu den qualitativ besten Holzskulpturen des deutschen Rokoko zählt, handelt es sich um die symbolisch-allegorische Verkörperung der „Hospitalität“. Ikonographisch gehört die Hospitalität zu jenen Haupttugenden, denen sich nicht nur der Ordenspatron, sondern auch der von ihm gegründete Orden der Barmherzigen Brüder in besonderer Weise verpflichtet fühlt.
Das Bildwerk mit der anrührenden Wiedergabe des mit intensiver Krankenpflege im christlichen Sinne beschäftigten Ordensgründers schuf Ignaz Günther neben anderen Werken zur Ausstattung der Kirche des Hospital St. Max, dem ersten Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in München.
Quelle: Kunstbuch des Ordens: : Kunst die Geschichte erzählt