Besinnungstag Kloster St. Walburg

(30.03.2023)

Die Benediktinerinnenabtei wurde im Jahr 1035 am Grab der heiligen Walburga in Eichstätt gestiftet und ist seitdem ein Ort der Geistlichkeit. Der Besinnungstag der Barmherzigen Brüder wurde von Schwester Elisabeth Hartwig geleitet, Exerzitienbegleiterin - und studierte Physikerin.

 

Neige deines Herzens Ohr

Besinnungstag im Kloster St. Walburg in Eichstätt

Eine kleine Schar von Barmherzigen Brüdern machte sich am 25. März bei wechselhaftem Wetter auf nach Eichstätt. Im Kloster St.  Walburg gestaltete die Benediktinerin Sr. Elisabeth Hartwig für die Ordensmänner einen geistlichen Tag. Neben zwei spirituellen Impulsen stellte sie die heilige Walburga als Patronin ihres Klosters und als Fürsprecherin heilsuchender Menschen vor.

Der Besinnungstag traf auf das Hochfest der Verkündigung des Herrn. Passenderweise ist am Grab der heiligen Walburga der Engel Gottes dargestellt: Er brachte Maria die frohe Botschaft, sie solle die Mutter Jesu werden. Die dargestellte Verkündigung bezeichnete Sr. Elisabeth Hartwig als „Szene des Hörens“.

Zum Hören auf Gott fordert nicht nur eines der wichtigsten jüdischen Gebote, das „Schma Jisrael“ (‚Höre, Israel!‘) auf, auch die Regel des heiligen Benedikt, der die Nonnen von St. Walburg folgen, beginnt mit dem Rat: Höre, mein Sohn, auf die Weisung des Meisters, neige das Ohr deines Herzens, nimm den Zuspruch des gütigen Vaters willig an und erfülle ihn durch die Tat!“Hier ist, so Sr. Elisabeth Hartwig, ein Dreischritt abgebildet: das bewusste Hören – die Annahme des Wortes – das Tun, das dem Hören folgt. Auch bei den Barmherzigen Brüdern solle sich das Tun aus dem Hören heraus entwickeln.

Bald 1000-jährige Klostertradition

Eine Hörende war auch die heilige Walburga. Die aus einer Familie mit vielen Heiligen (Willibald, Wanibald, Richard) stammende Engländerin war Nonne im mittelfränkischen Heidenheim. Gut hundert Jahre nach ihrem Tod, zwischen 870 und 879, wurden ihre Gebeine nach Eichstätt gebracht, wo sie heute in einer Kapelle hinter der Klosterkirche verehrt werden. Das Kloster der Benediktinerinnen stiftete der adlige Leodegar von Lechsgemünd – Namenspatron von Pater Leodegar Klinger – im Jahr 1035. Das Kloster überstand Reformation, die Einäscherung im Dreißigjährigen Krieg und die Säkularisation des frühen 19. Jahrhunderts. So können die Benediktinerinnen auf eine bald 1000-jährige Tradition des geistlichen Lebens schauen. Sr. Elisabeth schöpft aus dem Blick in die Geschichte Mut für die Zukunft des christlichen Glaubens.

Das Wirken der heiligen Walburga 

Die heilige Walburga wird mit einem Buch dargestellt – sie hörte damit auf die Weisungen der Heiligen Schrift. Auch ein Ölfläschchen ist eines ihrer Attribute, ein Hinweis auf das Walburgisöl. Das ist kein richtiges Öl, sondern wird aufgrund seiner heilsamen Wirkung so bezeichnet. Das Walburgisöl ist ein kondensiertes Wasser aus der Grabkammer der Heiligen, das insbesondere am 25. Februar, dem Gedenktag der heiligen Ordensfrau, den Gläubigen mitgegeben wird. Zahllose Votivtafeln in der Kapelle dokumentieren Heilungen und Hilfe aus Nöten auf die Fürbitte der heiligen Walburga.

Einladung zum Gang in die Tiefe

Nach einer Betrachtung über das Ordensleben besuchten die Teilnehmer des Besinnungstags die barocke Klosterkirche und das Grab der heiligen Walburga. In einem zweiten geistlichen Impuls brachte die Benediktinerin einen Dreischritt zur Sprache, der sie in biblischen Szenen – insbesondere die Verkündigung – und auf das Ordensleben hin durchdeklinierte: 1. Physis: Anknüpfung an das physische Leben, Kindheit/Jugend, Wachstum, 2. Kenosis: Wirksamkeit, Bewährung im Leben/Beruf, 3. Dynamis: der Schritt in die Tiefe, Weisheit, stärkere Öffnung auf Gott hin. Sr. Elisabeth lud die Brüder ein, sich auf diesen Dreischritt und den Gang in die Tiefe einzulassen.

Mit dem Gebet der Mittagshore zusammen mit der Klostergemeinschaft und einem Mittagessen klang der Besinnungstag im Kloster der heiligen Walburga aus.

Frater Magnus Morhardt