Besinnungstag im Advent
Gott schafft Räume
Besinnungstag der Barmherzigen Brüder im Advent
Die Menschwerdung Jesu, die an Weihnachten gefeiert wird, lädt den Menschen ein, selbst Mensch zu werden und Räume für Gott und die Mitmenschen zu schaffen. Dies war der Leitgedanke beim Besinnungstag, zu dem sich die Barmherzigen Brüder am 14. Dezember in Regensburg versammelt hatten. Pater Dr. Jakob Seitz, Prämonstratenser aus dem Kloster Speinshart, gestaltete den Brüdertag mit biblischen Impulsen. Der Ordenspriester ist als Religionslehrer und als Mentor für Lehramtsstudierende tätig.
Der Referent stellte die biblischen Impulse unter das Motto: „Wir haben den Weltraum erobert, aber nicht den Raum in uns“, ein Ausspruch des Schauspielers und Autors George Carlin. Dass die Menschwerdung Jesu in einem konkreten Raum und zu einer konkreten Zeit geschehen ist, illustrierte Pater Jakob Seitz anhand dreier Evangelien-Texte, die auf Weihnachten hinführen.
1. Die Ankündigung der Geburt Jesu (Lk 1, 26-38)
Der Erzengel Gabriel wird von Gott nach Nazaret gesandt, um Maria die Botschaft zu bringen, dass sie die Mutter Jesu werden soll. Maria reagiert auf diese Ankündigung, die ihr Leben auf den Kopf stellt, zunächst mit einer Nachfrage, dann aber mit ihrer Zustimmung. Besonders ging Seitz auf den Schlusssatz des Textes ein: „Danach verließ sie der Engel“ (Vers 38). Maria muss mit dem, was Gott ihr durch den Engel verkündet, zurechtkommen, so wie Berufene nach einem Berufungserlebnis. Gott lässt bleibt uns zwar nahe, aber nicht wie ein „Helikoptervater“, der ständig um uns herumschwirrt. Wie Maria lässt er den Menschen eigenständig leben und mutet ihm Verantwortung zu. So eröffnet Gott Räume, um das Leben zu gestalten.
2. Begegnung zwischen Maria und Elisabet (Lk 1, 39-56)
Anschließend betrachteten die Brüder mit dem Prämonstratenser die bekannte Schriftstelle der Begegnung Mariens mit ihrer Verwandten Elisabet. Die beiden Frauen begegnen sich trotz des Altersunterschiedes auf Augenhöhe. Sie müssen sich nicht vergleichen, sondern stehen einander bei: Maria, die als Teenager schwanger geworden ist und Elisabet, die wegen ihrer zunächst ausbleibenden Schwangerschaft Demütigungen erfahren musste. Aber statt sich ihr Leid zu klagen, stimmen die Frauen ein Lob Gottes an, Maria im Magnificat, Elisabet im Lobpreis der Mutter Jesu. Pater Jakob Seitz äußerte den Wunsch, dass Menschen wie Maria und Elisabet Räume des Willkommenseins, der Teilhabe und der Gleichwertigkeit eröffnen.
3. Der Traum Josefs (Mt 1, 18-25)
Als weiteren Protagonisten im Vorfeld der Geburt Jesu ging Seitz auf Josef von Nazaret ein. Dieser wird mit der Schwangerschaft seiner Verlobten Maria konfrontiert. Obwohl Josef wohl Schwierigkeiten hat, zu dieser Schwangerschaft Ja zu sagen und Verletzungen erlebt, nimmt er Maria zur Frau. Ein Engel Gottes klärt ihm im Traum über die Bedeutung des erwarteten Kindes auf. Josef gibt seine Frau nicht auf, sondern steht ihr und Jesus bei; so erweist er seine Zuverlässigkeit. Josef gibt im Gehorsam Gott gegenüber den Beiden ihren Raum.
Gott schafft keine perfekten Räume, so Pater Jakob Seitz; der Mensch wird besonders dadurch Mensch, wo er sich der Realität des eigenen Menschseins stellt und auch den Mitmenschen Räumen eröffnet.
An die geistlichen Gedanken schloss sich die Feier der heiligen Messe in der Marienkapelle an. Aber auch für das leibliche Wohl war gesorgt.
Frater Magnus Morhardt