Barmherzige Brüder

Wie wird man Ordensmann? Und wie kommt man zu den Barmherzigen Brüdern?

Frater Seraphim Schorer, Konvent Regensburg:

Als ich zehn oder elf Jahre alt war, da hatte eine Freundin meiner Mutter Kopfschmerzen. Ich habe ihr den Nacken und die Schultern massiert, und das Kopfweh war weg. Da habe ich mir gedacht, das möchte ich mal beruflich machen. Nach Schule und Zivildienst habe ich dann auch eine Ausbildung gemacht, war aber gleichzeitig auch spirituell intensiv auf der Suche, durchaus auch in anderen Religionen. Aber meine Beziehung zu Jesus hat sich so vertieft, dass ich in einer geistlichen Gemeinschaft leben wollte.

In der Wartezeit auf meine Masseur-Ausbildung habe ich eine Lehre als Steinmetz und Steinbildhauer begonnen. Das war zwar kreativ, aber mir haben schnell die Menschen gefehlt. Durch den Zivildienst wechselte ich in den sozialen Bereich. Auf meiner Suche nach spirituellen Angeboten bin ich auf einen altmodischen Flyer der Barmherzigen Brüder gestoßen. Die Verbindung von geistlichem Leben und sozialem Tun hat mir gut gefallen. In den frühen Zeiten des Internets habe ich das deutsche Ordensregister entdeckt, da stehen die Brüder weit vorn im Alphabet. Es gab die Möglichkeit zu einem Praktikum, und ich habe einfach angerufen – übrigens bei Frater Richard!

Frater Richard Binder, Konvent Neuburg:

Ich war Bankkaufmann, da kam eines Tages ein freundlicher Herr und bat mich 40.000 Mark an das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat zu überweisen. Das habe ich zunächst überhaupt nicht verstanden und den Mann am Abend besucht mit der Frage, ob er das ernst meint. Dieser Verzicht auf so viel Geld hat mich irgendwie aus der Bahn geworfen. Dann hat sich herausgestellt, dass der Mann als Missionar in Südamerika war. Das hat mich schwer beeindruckt und in mir den Wunsch nach einem geistlichen Leben geweckt.

Ein geistliches Leben in Verbindung mit einer sozialen Tätigkeit, das hat mich fasziniert. Aber ich war auch unsicher, ob ich in ein Kloster passen würde. Da habe ich einen Text über die Barmherzigen Brüder im Bistumsblatt gelesen und mir gedacht, das könnte passen. Und dann habe ich Frater Bernhard in Regensburg angerufen. Zunächst wollte ich ihm meine Adresse gar nicht geben, aber er hat bei aller Freundlichkeit nicht locker gelassen. So bin ich dann zu einer „Woche im Kloster“ nach Regensburg gefahren. Und daraus sind inzwischen 45 Jahre geworden!