Eine Geschichte aus dem Krankenhausalltag
Ein verwitweter Patient kommt zu uns ins Krankenhaus und verlebt hier seine letzten Lebenstage: Er ist schon lange pensioniert. Seiner Verantwortung in einer leitenden Stellung ist er immer mit großem Engagement nachgekommen. Diese Position hat ihn über die Jahre zu einer starken Persönlichkeit gemacht. Nun, schon betagt, spürt er seine Hinfälligkeit immer deutlicher, was ihm sehr zu schaffen macht. Er zieht sich immer mehr zurück, pflegt die wenigen Kontakte nur mehr telefonisch. Irgendwann kommt der Punkt, wo er auf Hilfe angewiesen ist. Jedoch kann und will er keinerlei Unterstützung annehmen. Nach einer Zeit in fast unwürdigen Lebensverhältnissen kommt er ins Krankenhaus und trifft hier auf einen jungen Arzt, der es versteht, ihm Verständnis für seine prekäre Situation entgegenzubringen. Der Patient kann es schließlich gut zulassen, sich von ihm und vom ganzen Team behandeln zu lassen.
Eine Angehörige des Patienten drückt es so aus: „Dieser junge Arzt hat meinem Bruder seine Würde zurückgegeben." Wenige Tage nach dem Tod des Patienten sucht die Angehörige den Arzt nochmals auf, um für sich einige Fragen zu klären. Sie meint, es sei schon außergewöhnlich, dass sich jemand im Nachhinein so viel Zeit nimmt.
Darauf entgegnet ihr der Arzt: „Dafür bin ich da!“