Denise Ebelt

Ein Jahr nach ihrer dramatischen Rettungsaktion kehrt Denise Ebelt an den Ort  zurück, an dem ihr ein zweites Leben geschenkt wurde.

„Schockraum 1“ steht in weißen Lettern auf der grünen Tür mitten in der Zentralen Notaufnahme. Dahinter ein nüchterner Raum, in gleißend helles Licht getaucht. Weiß, hygienisch rein, voll medizinischer Geräte. Kein Raum, um sich auf den ersten Blick wohl zu fühlen. Aber ein Ort, an dem es immer wieder um das Wichtigste geht: um Leben und Überleben.

Als Denise Ebelt im November 2017 per Rettungswagen mit völ-liger Unruhe und Luftnot in die Notaufnahme eingeliefert wird, hat sie dafür keine Augen. Und auch kaum mehr Zeit, um die in dieser Situation wichtigste Information preiszugeben: Drei Wochen vorher ist ihr, die unter einem angeborenen Herzfehler leidet, ein sogenanntes Schirmchen am Herzen implantiert worden. Für Ärzte und Pflegefachkräfte kam der entscheidende Hinweis in letzter Minute. Denn unmittelbar darauf wird die Patientin reanimationspflichtig. Per Herz-Ultraschall konnte ein großer Erguss im Herzbeutel diagnostiziert werden, der mit dem Leben nicht vereinbar ist.

Rückblickend betrachtet war es durch das Schirmchen zu einem Einriss in die Hauptschlagader gekommen. Zwei Stunden haben viele helfende Hände die Patientin reanimiert, den Erguss  punktiert, sie notfallmäßig versorgt und um ihr Leben gekämpft. Keine alltägliche Situation; Szenen, die die Beteiligten auch ein Jahr danach nicht vergessen haben. Dr. Jochen Spieß, Ärztlicher Leiter der Zentralen Notaufnahme, erinnert sich noch, wie er zum Hörer gegriffen und kompromisslos von der Stimme am anderen Ende der Leitung gefordert hat: „Ich brauche ein ECMO-Team! In spätestens zwanzig Minuten!“

In Windeseile kommt das Team per Hubschrauber. Sie nehmen Denise Ebelt mit nach Regensburg. Dort erfolgen Eingriffe am Herzen, an der Leber und den Gefäßen. An das Gefühl, als der Helikopter abhebt, kann sich Dr. Elisabeth Bösl, Chefärztin  der Kardiologie, noch schmerzlich erinnern: „Wir beteiligten Ärzte hatten nur eine geringe Hoffnung, dass sie es überlebt.“ Tage, Wochen, Monate vergehen. Zeit, in der sich Denise Ebelt zurück ins Leben kämpft. Aber auch Zeit, in der sich in ihr der Wunsch verfestigt, an jenen Ort zurückzukehren, an dem ihr ein zweites Leben geschenkt wurde. Und um ihren Rettern zu danken.

14. November 2018, ein wolkenverhangener Tag: Denise Ebelt steht an der Tür zum Schockraum 1. Fast andächtig wirkt der Moment, aber er währt nur kurz. Denn die Patientin von einst öffnet beherzt die Tür und tritt ein. Sie, von der alle Anwesenden sagen, es sei ein Wunder, dass sie noch lebt, blickt sich im Zimmer um. Sie ist wieder da. Sie lächelt. Sie lebt!