Johannes von Gott
Abenteurer, Allround-Talent und Revolutionär
Hirte, Soldat, Gastarbeiter, Pilger, Buchhändler und Krankenpfleger Johannes von Gatts bewegtes Leben gipfelt im selbstlosen Einsatz für die Kranken und Ärmsten der Gesellschaft. Sein Verständnis von Fürsorge und Barmherzigkeit beeindruckt die Menschen damals und heute und macht ihn zum Ordensgründer der Barmherzigen Brüder.
Im Frühjahr 1495 kommt der kleine Juan Ciudad in einem portugiesischen Dorf auf die Welt. Als Hirte schlägt er sich durchs Leben, kämpft als Soldat, pilgert nach Santiago de Compostela und landet schließlich in Granada, wo er mit 43 Jahren einen kleinen Buchladen eröffnet. Ein Jahr später verändert sich sein Leben gravierend. Am 20. Januar 1539 hört er eine Predigt des heiligen Johannes von Avila, die ihn sehr beeindruckt. Er verschenkt sein Hab und Gut und predigt unablässig von Barmherzigkeit. Sein vehementes Auftreten bringt ihn ins königliche Hospital. Das Leid der Mitpatienten und die vielen kranken Armen, die oft gar nicht aufgenommen werden, bestärken in ihm die Idee für sein Lebenswerk: die moderne Krankenpflege.
Für seine Ansichten gilt er damals als Revolutionär. Sein Verständnis von Krankenpflege beruht auf dem Prinzip der Fürsorge: Er bemüht sich um Arme, Kranke und Waisen und bietet ihnen Schutz und Hilfe. Nach seiner Entlassung aus dem Hospital sammelt er Arme und Kranke auf den Straßen ein und versorgt sie im Innenhof einer wohltätigen Adelsfamilie. Dort auf einem Torbogen befindet sich der Wahlspruch der Familie: "Das Herz befehle" – dieser Satz wird zu seinem Lebensmotto.
Schon bald kann er mit Hilfe von Spenden sein erstes Hospital eröffnen. Und er packt überall mit an. Er gibt jedem Patienten ein eigenes Bett, errichtet eigene Stationen für Schwerstkranke sowie psychisch Erkrante und schafft ein Zuhause für Waisenkinder. Sein selbstloser Einsatz schürt sein Ansehen in der Bevölkerung. Die ersten Anhänger schließen sich ihm an. Als der Bischof von Tuy ihm den Beinamen „von Gott" und ein Ordenskleid gibt, ist der Grundstock für den Orden der Barmherzigen Brüder gelegt.
Nur elf Jahre bleiben Johannes von Gott, um seine Definition von Fürsorge und Barmherzigkeit vorzuleben. Denn im Frühjahr 1550 sieht er im Fluß Genil einen Buben ertrinken und stürzt sich ins Wasser. Sein Einsatz ist leider vergeblich: Der Bub ertrinkt und sein Retter, Johannes von Gott, stirbt erschöpft vom selbstlosen Rettungseinsatz kurz darauf, am 8. März 1550. Er wird nur 55 Jahre alt.