Ordensleben

Frater Sebastian Fritsch ist seit gut drei Jahren Teil des Konvents der Barmherzigen Brüder in Regensburg. Als Heilerziehungspfleger arbeitet er in der Einrichtung für Menschen mit Mehrfachbehinderung im Stadtteil Schwabelweis. Und wir schauen ihm für einen Tag über die Schulter.

Es ist kurz nach 6 Uhr. Zu einer Zeit, zu der andere vielleicht ihren Wecker gerade nochmals auf „Snooze“ stellen, nimmt Frater Sebastian bereits am Morgengebet im Regensburger Konvent der Barmherzigen Brüder teil. Nach dem anschließenden Frühstück schwingt er sich aufs E-Bike und radelt die Donau entlang bis zur Einrichtung des Ordens für geistig und mehrfach behinderte Menschen in Schwabelweis.

Hier arbeitet Frater Sebastian als Heilerziehungspfleger. Wie jeder Barmherzige Bruder geht auch er einem Beruf im sozialen Bereich nach. „Dass ich mit Menschen arbeiten möchte, das stand für mich nach der Schule fest“, erklärt der 34-Jährige und ergänzt: „FSJ, Zivildienst und dann meine Ausbildung: Ich habe viel gesehen. Aber die Arbeit mit mehrfach behinderten Menschen, das ist einfach genau mein Ding.“ Wohl auch deshalb vergeht für ihn die Zeit am Arbeitsplatz wie im Flug.

Erste Berufung: Heilerziehungspfleger

Die Tagesstätte und das Wohnhaus in Schwabelweis gibt es jetzt seit gut drei Jahren, insgesamt rund 60 Menschen mit Behinderung werden hier begleitet. Ganz unterschiedliche Bedürfnisse und Fähigkeiten zeichnen jeden einzelnen Bewohner aus. Gefördert wird individuell und mit unterschiedlichen Schwerpunkten: Von Entspannungstechniken über Bewegungsförderung bis hin zu lebenspraktischen Übungen ist alles dabei. „Naja, ich geb’s offen zu, mit Aktivitäten wie Kochen und Backen hab´ ich es nicht so, das soll ja auch schmecken“, schmunzelt Frater Sebastian, „aber ich musiziere sehr gerne mit unseren Bewohnern.“ Auch nach 14 Jahren im Beruf fasziniert ihn immer noch, wie viel durch gezielte Förderung möglich wird. „Wenn ein motorisch stark eingeschränkter Mensch sich auf dem Stehbrett aufrichtet, das bewegt auch mich“, stellt er fest. Gleichzeitig empfindet er das „Einfach-für-Jemanden-da-Sein“ als zentralen Bestandteil seiner Tätigkeit: „Das größte Lob für meine Arbeit ist, wenn ich fühle, `Mensch, den hast Du jetzt froh gemacht!`“


Zweite Berufung: Barmherziger Bruder

Mit seiner Ausbildung zum Heilerziehungspfleger hat Frater Sebastian also bereits als sehr junger Mann nicht nur einen Beruf, sondern ein Stück weit auch eine Berufung gefunden. In anderer Hinsicht machte er sich aber mit Anfang 20 gerade erst auf die Suche… und findet schließlich im Ordensleben und bei den Barmherzigen Brüdern seine geistige Heimat. Per Zufall ist er auf den Pflegeorden gestoßen, geblieben ist er aus Überzeugung: „Mich beeindruckt es, wie hier für und mit Menschen gearbeitet wird und was hier alles gestemmt wird!“

Mittlerweile ist es kurz vor 17 Uhr. Doch wenn Frater Sebastian nach seinem Feierabend in Schwabelweis in den Konvent zurückradelt, dann ist sein Tag noch lange nicht vorbei. Mit einem gemeinsamen Gebet um 18 Uhr und anschließender Heiligen Messe sammeln sich die Brüder. Nach dem Abendbrot bleiben Zeit und Muße für Gespräche und gemütliches Beisammensein. „Ich bin sehr dankbar dafür, dass meine Tage so erfüllt sind“, stellt der junge Mann fest und ergänzt mit einem Lächeln: „Aber ganz ehrlich, oft bin ich auch einfach müde. Manchmal werde ich dann geneckt, wenn mir beim gemeinsamen Gebet abends kurz die Augen zufallen.“ Doch so ist das wohl, wenn man quasi zweifach berufen ist.