Menschen

„Die Patientin, Anfang sechzig, ist nach einer schweren Darm-OP zu uns auf die Intensivstation gekommen. Sie musste beatmet werden. Zwischendurch sah es für sie gar nicht gut aus ...

Nicht immer endet der Kontakt zwischen Patientinnen, Patienten und Mitarbeitenden mit der Entlassung. Anastasia Peftidou, Pflegefachkraft am Barmherzige Brüder Krankenhaus St. Barbara Schwandorf, erinnert sich noch genau an Maria Lindner. Auch daran, dass deren Ehemann und Sohn stets zuversichtlich waren. Das wird schon wieder, haben sie gesagt. Die Mama ist zäh, die schafft das. Gut zwei Jahre ist das nun her. Maria Lindner hat es tatsächlich ge­schafft, ist wieder gesund geworden. Dieser Weg, erzählt Anastasia Peftidou, war alles andere als leicht, "aber wir sind ihn zu­sammen gegangen". Nach dem Ende der Beatmung entwickelte die Patientin ein Delir, einen Zustand von Unruhe und Orientierungslosigkeit. Dies erfordert vermehrte Aufmerksamkeit und Geduld. Das steht auch alles in ihrem lntensiv­tagebuch, welches Ärzte, Ärztinnen und Pflegefachkräfte für sie geführt haben.

Allmählich wurde es besser. Und kaum dass Maria Lindner ihr Handy wieder bedienen konnte, hat sie mit allen Mitarbeitenden der Intensivstation Fotos gemacht. Zur Erinne­rung. Sie wollte auch ihre schulterlangen Haare zu Zöpfen geflochten bekommen, damit es „wenigstens nach etwas" aussieht. Nach 40 Tagen konnte die Patientin endlich auf Normalstation verlegt werden. Das hätte das Ende des gemeinsamen Weges sein können. War es aber nicht. Denn Anastasia Peftidou besuchte sie dort nach Dienst­schluss öfter. Und Maria Lindner hat viel im lntensivtagebuch darüber gelesen, wie sehr sich Anastasia, ihre Kolleginnen und Kollegen auch in den Zeiten um sie gekümmert haben, an die sie sich nicht mehr erinnern kann. Telefonnummern wurden ausgetauscht. Die erste Einladung zum Kaffeetrinken folgte. Seitdem hat Maria Lindner Plätzchen für die Mitarbeitenden auf der Intensivstation gebacken, Taschen als Geschenk genäht und den mächtigen Birnbaum im heimischen Garten für ihre Schutzengel geplündert. Wenn ihr Anastasia Peftidou schreibt, sich nach ihrem Wohl­ergehen erkundigt, weiß sie, eine Antwort lässt nicht lange auf sich warten.

Als das Stoma, also der künstliche Darm­ausgang, wieder rückverlegt wurde, kam die einstige Patientin erneut für eine Nacht zur Überwachung auf die Intensivstation. „Maria hat sich richtig gefreut, uns alle wiederzusehen", erinnert sich Anastasia Peftidou. ,,Immer wieder hat sie gesagt, dass sie sich bei uns so gut aufgehoben gefühlt hat. Ich glaube, sie wird uns nie vergessen."


*Name geändert